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Abschwitzen in Costa Rica und Panama

Fast ein Jahr ist es her, dass Anna und Rudi mich zum Flughafen nach Berlin gebracht haben. Jetzt erwarten mich die beiden, gemeinsam mit Thomas und Jessi, bereits im angemieteten Apartment in San José, Costa Rica. Dort wurde ich von der Bad Muskauer Delegation, bestehend aus 4 meiner besten Freunde, bereits mit einer Molle in der Hand empfangen. Die Uhrzeit war ja nun auch fast schon zweistellig.

Wiedersehen nach fast einem Jahr auf Reisen. Da kann es auch schon mal ein Bier zum Frühstück geben.

Road Trip

Nachdem ich kurz auf den neuesten Stand der Dinge gebracht wurde, also wer schwanger, geschieden oder gestorben ist, machten wir uns auf, um das für die nächsten zwei Wochen angemietete Gefährt entgegenzunehmen. Das funktionierte auch problemlos. Die Kutsche war sogar brandneu. Das einzige Hindernis war die Größe. Leider war nicht mehr im Budget, aber dann musste es halt mit Rucksäcken zwischen den Beinen und Knien an den Ohren gehen. Hauptsache mein neues Laufrad und die restlichen mitgebrachten Teile waren sicher im Kofferraum verstaut.

Die erste Woche ging es quer durch das Land in Richtung Pazifikküste. Unterwegs stoppten wir an verschiedenen Orten, die Reiseleiterin Jessi für uns herausgesucht hat. Nicht nur die Art des Reisens, sondern auch das Land an sich war eine große Umstellung für mich. Während man in Mexiko oder Guatemala fast nirgends Gringos (US-Amerikaner) oder Europäer gesehen hat, wimmelte es hier nur so von ihnen. Speisekarten und Schilder waren alle bilingual. An jeder Ecke gab es Reisebüros. Das machte das Reisen zwar sicherlich einfacher, aber eben auch wesentlich teurer.

Für jeden Trampelpfad waren 15$ fällig.
Die Bäume hier haben es uns aber dann doch angetan.

Besonders Lebensmittel, außer Früchte, Reis und Bohnen, waren um ein Vielfaches teurer als in Nordamerika. Außerdem musste man ständig überall Eintritt zahlen oder sollte einen Guide buchen. Kostenfreie Wanderwege gab es in einigen Gegenden überhaupt nicht. Das nervte mich gewaltig. Der Hauch von Abenteuer ging dabei komplett verloren. Alles war so gestaltet, dass sich auch der letzte Trottel hier zurechtfinden konnte, wenn er es sich leisten kann.

Viele Tiere konnte man am besten in der Nacht beobachten.





Naja, genug gemeckert. Trotzdem hatten wir eine super Zeit. Haben allerhand Getier gesehen. Mein Highlight waren dabei sicherlich die beiden Tucane, die Thomas und ich von einem Aussichtsturm für eine Weile beobachten konnten.

„Gammeln auf Strand, Buddel innerr Hand, Sonne auf´m Bauch – so kann das bleibn“

Anna und Rudi wollten hier hauptsächlich surfen. Deshalb mieteten wir uns dann nochmal eine Woche in einem Strandhaus ein. Der Rest von uns war dann hauptsächlich früh oder abends aktiv. Den Strand, der nur ein paar hundert Meter von unserem Haus entfernt war, hatten wir meist für uns. Gute Entscheidung, dass wir nicht in den nächst größeren Ort Tamarindo gefahren sind. Dort war es völlig überlaufen. Man musste sich quasi schubsen am Strand.

Unser kleines Örtchen war da wesentlich entspannter. In der Mittagshitze bei 35°C gab es dann Pina Colada aus, und das muss man Zentralamerika mal lassen, den besten verdammten Ananas, die wir je gegessen haben. Man will ja gut hydriret bleiben.

Hier wird etwas für den Vitamin-Haushalt getan.

Nach zwei Wochen in Costa Rica mussten sich Thomas und Jessi dann wieder in die Fesseln der Lohnarbeit begeben. Anna und Rudi konnten noch eine Woche länger bleiben und hatten so die Chance, Rose kennenzulernen. Meine Frau hatte nun mittlerweile ihren Job an ihren Nachfolger übergeben, sowie Haus und Katze für einige Zeit untervermietet.

Erwartungsgemäß verstanden sich alle super. Im mittlerweile etwas kleineren Ferienhaus hatten wir dann noch ein paar Tage eine gute Zeit, ehe es zurück in die Hauptstadt Costa Ricas ging. Für Anna und Rudi war hier Endstation, während es für Rose und mich erst richtig losgehen sollte.

Unser Ferienhaus.

Es war super, nach fast einem Jahr auf Reisen meine Freunde wieder zu sehen. Das gab Kraft für die restliche Reise und ließ auch die Vorfreude auf den darauffolgenden längeren Besuch in Deutschland noch größer werden.

Scheidebecher

Ein zweiter Start

Für mich begann jetzt quasi eine zweite Reise. Alles wurde anders. Manches komplizierter, natürlich überwiegend besser, jetzt, wo wir zu zweit unterwegs waren. Allerdings war es gerade am Anfang auch schwierig. Rose hatte im Winter auf Grund des Schnees kaum Möglichkeiten, zu trainieren. Costa Rica war allerdings auch kein sehr einfaches Land, um anzufangen. Zumindest auf den Nebenstraßen ging es teilweise extrem steil bergauf und wieder herunter. Zum Glück hatte ich noch ein paar Kraftreserven, um erst mein Rad den Berg hochzuschieben und dann ihres hinterher. Die größte Aufgabe war allerdings die psychische und nicht die physische Unterstützung. Während ich in Kanada, einem Land, in dem ich zuvor ein ganzes Jahr verbracht habe, gestartet bin, war es für Rose komplettes Neuland. Noch dazu kam der verrückte Verkehr Zentralamerikas und die extrem steilen Straßen. Aber nach einem schwierigen und abenteuerlichen Beginn, hatten wir dann auch schnell Spaß.

Reichlich Tiere, die aber nicht so einfach zu finden waren im dichten Dschungel.
Frischer Kakao.

Die Karibikküste Costa Ricas hat uns persönlich deutlich besser gefallen als die Pazifikküste. Zunächst einmal war es nicht ganz so heiß (trotzdem noch immer schwül). Außerdem war es deutlich grüner und man fand günstige oder kostenlose Plätze zum Campen.

Ein Wiedersehen mit Helen, mit der ich in Mexiko für ein paar Tage geradelt bin.
Zu Gast bei Ana in Limon…
…und in einer Station, in der u.a. Kakaopflanzen erforscht werden.

Auch beim Thema Sauberkeit musste sich Rose erst einmal an das hiesige Niveau gewöhnen. Was ich als super Campingplatz oder schönes Ferienhaus empfand, ekelte sie manchmal etwas an. Aber man gewöhnt sich auch an vertrocknete Frösche oder Fledermäuse im Haus. Ein Toilettensitz und Klopapier sind in Zentralamerika wie ein 6er im Lotto und für gewöhnlich ein gutes Zeichen für ein zu teures Hotel bzw. Restaurant.

In Charly’s „Smoky Paradise“ war der Name Programm. Doch nicht nur die Stoner, sondern auch die Hunde waren hungrig.

Hotels versuchen wir ja eigentlich nicht nur aus monetären Gründen meist zu vermeiden. Wir schlafen halt auch gerne in der Natur. Aber teilweise, besonders in Panama, war es einfach so heiß bei gleichzeitigem Regenrisiko, dass wir, wenn überhaupt, nur unter einem Vordach zelten konnten. So war es möglich, nur das Innenzelt aufzubauen. Da griffen wir dann doch mal öfter auf einen klimatisierten Raum zurück.

Ohh, wie schön ist Panama. Oder doch nicht?

In Panama war das dann auch wieder einfacher möglich. Trotzdem die Landeswährung der US-Dollar ist, ist Panama dann doch ein ganzes Stück günstiger als Costa Rica. Vor allem kann man immer verhandeln. Das ist dann auch grundsätzlich meine Aufgabe. Bei Rose ist das nicht so zielführend. Sie ist so nett, dass sie am Ende wahrscheinlich freiwillig mehr zahlen würde, als verlangt wird.

Zunächst besuchten wir die Inseln um „Bocas del Torro“. Die wunderschönen Karibikstrände zogen Touristen aus der ganzen Welt an. Es sah auch teilweise wirklich nach dem Stereotyp eines tropischen Inselparadieses aus. Aber durch das feucht-warme Klima und die Mücken, die bei Rose immer gleich riesige Krater auf der Haut hinterlassen, war unsere Zeit hier eher nur so mittel. Ich glaube, wir sind eher für die Berge und etwas kühleres Klima gemacht. Aber wir ahnten noch nicht, was dann noch kommen sollte.

Auf „Bocas del Torro“ mit unserem Gastgeber Dom.
Hier ging es gerade noch so.

Als wir den nicht super hohen, aber irgendwie trotzdem sehr anspruchsvollen Pass auf die andere Seite des mittelamerikanischen Staates überquerten, fuhren wir gefühlt gegen eine Wand. An der Pazifikküste angekommen, konnten wir es kaum glauben. Temperaturen von bis zu 39°C machten das Radfahren zur Qual.

Wir blieben aus Mangel an Alternativen auf dem Highway, der fast durchgängig über einen guten Seitenstreifen verfügt. Dann hieß es einfach: Zähne zusammenbeißen und ab nach Panama City. Beim Zurückdenken an diese Strecke können wir uns eigentlich nur an Splash Kingdom, einen Wasserpark, den wir teilweise komplett für uns alleine hatten und an Esteban, ein super Typ, hauptberuflich Clown, der uns zu sich nach Hause einlud und mit dem wir eine super Zeit hatten, erinnern. Alles andere war zum Vergessen.

Unverhofft kommt oft. Esteban sah uns beim Schlauch wechseln auf einem Parkplatz und lud uns zu sich ein. Eine Stunde später saßen wir mit gut gereiften Whisky im Pool.

Wutanfall vorm Panamakanal

Bevor es über die Brücke ging, die über den weltberühmten Panamakanal führt, mussten wir eine riesige Baustelle durchqueren. Dabei waren wir gezwungen, immer wieder auf die viel befahrene Straße auszuweichen, da der Seitenstreifen über’s Wochenende mit allerhand Equipment zugestellt war. Als ich mir dann auch noch einen Platten einfuhr, war das Fass zum Überlaufen gebracht. Ich bekam mitten auf der Baustelle einen Wutanfall und begann, den ganzen Unrat zu zertreten. Das sollte sich rächen. Nach und nach merkte ich, wie mein Fuß immer mehr wehtat. Über die Brücke ging es zum Glück noch. Da war ich damit beschäftigt, den hinter uns hupenden Autos den Mittelfinger zu zeigen. Aber im Hotel angekommen, musste ich dann schon auf einem Bein ins Badezimmer humpeln. Für zwei Tage konnte ich gar nicht auftreten und nach zwei weiteren schmerzhaften Tagen ging es dann erst so langsam wieder. Rose, die komischerweise wenig Mitleid für meine Situation hatte, bescheinigte mir jetzt, mit meinem Hinkebein noch mehr wie ein Obdachloser auszusehen, als sowieso schon. Und nun die alles entscheidende Frage: „War es das wert?“. Ich denke: „JA!“.

Ab nach Südamerika

Anfangs dachten wir daran, mit einem Boot nach Kolumbien überzusetzen. Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt auf Grund der beginnenden Regenzeit kaum noch Segler da, die wir hätten fragen können. Eine kommerzielle Tour war uns zu teuer und von anderen Radlern haben wir darüber auch nicht viel Gutes gehört. Zwei Wochen durch den Dschungel mit Schleusern und Drogenkartellen wollten wir uns auch nicht schlagen und auf die lange Warterei auf kleine Transportkähne hatten wir bei der Hitze nun wirklich keine Lust. Also flogen wir nach Medellin. Das war auch wirklich die beste Entscheidung überhaupt. Es standen wieder bessere Zeiten an…

Mit dickem Fuß in Panama City

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