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Nochmal in die USA geschafft.

Die Bärencouch von Mono Lake

“Ich lebe in einer offenen Ehe – aber keine Sorge, nachts wird meine Frau im Keller angekettet”, stand in meinem Tinder-Profil. Wenn die potenzielle neue Bekanntschaft bis dahin ihr Mobiltelefon noch nicht vor Schreck der Toilette heruntergespült hat, kann dem weiteren Verlauf des Textes entnommen werden, dass es sich bei meiner Ehefrau um mein Fahrrad handelt.

Als ich dann nach dem Roadtrip mit Charly endlich wieder mit ihr vereint war, ging es nach ein paar Tagen bei meinen Freunden Doug und Cathie weiter entlang der Sierra Cascades Bicycle Route. Da ich weiterhin gut in der Zeit lag, gönnte ich mir ein paar schöne Umwege. Hier kann ich vor allem die “Cascade Lakes Route” empfehlen.

Da hat sich der Umweg doch gelohnt.

Leckstein am Lenker?

Zu schaffen machte mir in diesem Tagen vor allem die Hitze. Ich überlegte bereits, mir einen Leckstein anstatt des sowieso nur sporadisch funktionierenden Fahrradcomputers an den Lenker zu binden. Ich startete meine Tage bereits früh um halb fünf, damit ich um sechs in die Pedale treten konnte. Ab ca. halb zehn wurde es aber meist unerträglich heiß. Selbst auf Höhen über 2000 Metern war es noch ein gutes Stück über 30 Grad Celsius. Diese Hitze machte mir zu schaffen und ich fühlte mich zunehmend schlapp.

Selbst am Abend war es noch brütend heiß.

Glücklicherweise traf ich einen kanadischen PCT-Throughhiker der mir den Tipp gab, es mit Elektrolyten zu probieren. Und siehe da, ich fühlte mich umgehend fitter und konnte wieder zu meiner gewohnten Leistungsfähigkeit zurückfinden.

Generell war es immer gut, Leute zu treffen, die auf dem PCT (Pacific Crest Trail) unterwegs waren. Meine Route verlief die meiste Zeit parallel zu diesem ikonischen Fernwanderweg, welcher von Mexiko nach Kanada führt. Die Throughhiker, also Leute, die versuchen, diese Strecke in einem Stück zu bewältigen, haben nicht nur eine ähnliche Einstellung zu vielen Fragen des Lebens wie ich, sondern riechen auch ähnlich, meist sogar etwas schlimmer. Unter ihnen habe ich Menschen aus den USA und Kanada, aber auch aus Südafrika, Deutschland und Österreich kennengelernt. Wenn ich jedoch von meinem Vorhaben berichte, halten mich trotzdem alle für verrückt.

Bienenzucht, Casinos und prominente Nachbarn

Bei meinen nächsten Warm Showers Gastgebern gab es mal wieder eine Menge zu lernen. Lorena und Dick sind beide pensionierte Mitarbeiter der Landes-Forstbehörde. Ihre Freizeit verbringen sie mit der Imkerei und dem Bau von traditionellen Holzkanus. Natürlich blieb ich auch hier mal wieder einen Tag länger, als eigentlich geplant. Außerdem bestand Lorena dann noch darauf, mich in die nächst größere Stadt zu fahren, damit ich mir neue Sandalen kaufen kann. Das wollte ich zwar nicht, da eine Strecke 100 Kilometer Fahrtweg bedeutete, aber sie ließ sich nicht davon abbringen.

Holzkanu im Bau
Bienenzucht…
…auf einer Knoblauchfarm.

Meine nächsten Gastgeber in Mt Shasta, Marco und Heather, waren zum Glück noch voll im Berufsleben. Profitieren konnte ich dabei vor allem von Marcos Tätigkeit. Dieser ist nämlich Braumeister und nahm mich mit zu sich auf Arbeit, wo unter dem Einfluss einiger Biere, die es direkt aus dem großen Kessel gab, der vorherige Beitrag auf diesem Blog entstanden ist.

Interessant…

In Kalifornien waren auch immer mehr Städter unterwegs, die man eigentlich nicht unbedingt auf die Natur loslassen sollte. Als ich eine kleine Pause am Mc Cloud River machte, beobachtete ich ein paar Angler unterhalb eines Wasserfalls. Die junge Familie, die dem Sohnemann zeigen wollte, wie man angelt, war dann doch überrascht, einen Fisch am Haken zu haben. Als ich einige Augenblicke zuschaute, wie sie dem armen Tier fast den Kopf abrissen, winkten sie mich heran und fragten, ob ich den Haken entfernen könnte. Nach einem prüfenden Blick stellte ich fest, dass dem Patienten nur noch dadurch geholfen werden kann, dass man ihn von seinem Leiden erlöst. Da das den “San Franziskanern” zu ekelig war, übernahm ich den Job. Ihr Appetit war verdorben und ich hatte einen schönen Snack zum zweiten Mittagessen.

Direkt vom Grill genascht.
Schöner Spot zum Angeln, sofern man es denn kann.

Die nächsten Tage verliefen äußerst günstig für mich. Ich nächtigte auf Campgrounds, die entweder sowieso kostenlos waren, oder aber niemand da war und ich deshalb auch nichts bezahlte oder der Zeltplatzwart erließ mir die Gebühren, als er hörte, wo es hingehen soll. In dieser Gegend sind Radfahrer wohl so selten, dass die Menschen besonders interessiert an meinem Vorhaben waren und mich, wo sie konnten, unterstützten.

Ab jetzt wich ich von meiner ursprünglichen Route ab und fuhr den Highway 395 entlang. Dieser führte mich durch Reno, Nevada. Aber keine Angst, erschossen habe ich dort keinen. Dafür war die Laune auch viel zu gut. Ich nächtigte bei Bill, der hier über Couchsurfing sehr aktiv ist und sein Haus mit sechs (!) Badezimmern als eine Art kostenloses Hostel zur Verfügung stellte. Neben mir waren da auch noch drei junge Südamerikanerinnen am Start, die gerade ihren neuen BMW in einer Sturzflut eingebüßt hatten. Den brauchen sie aber, um zu ihrem Job auf einer kalifornischen Cannabisplantage zu kommen.

Trotzdem Bill im Management eines der größten Casinos in der Stadt war, konnte er die Karten für die drei Mädels leider nicht zinken und so stand unterm Strich ein ordentliches Minus am Blackjack-Tisch auf dem Zettel. Ich hielt mich jedoch an seinen Rat und spielte mit minimalem Einsatz am Poker-Spielautomaten. Hier verliert man statistisch gesehen am wenigsten und kann so mit wenig Geld am längsten spielen. Das Gute dabei ist außerdem, dass man freie Getränke bekommt, so lange man spielt. Natürlich hat das den Hintergrund, dass man leichtsinnig wird und mehr und mehr Geld verspielt. Wenn man sich allerdings im Griff hat, kann man sich für 5$ ordentlich die Hacken besohlen.

Auf Casino Tour in Reno.

Mein kurzer Umweg durch Nevada wurde von einer ganz besonderen Begegnung gekrönt. Als ich im Schatten vor einer Tankstelle saß und gemütlich einen Milkshake schlürfte, kam ein älterer Herr auf mich zu. Wie so viele Menschen, denen ich von meiner Reise berichte, empfahl er mir ein Buch zu schreiben. Er selbst schreibe Drehbücher. Hollywood ist aber ein ziemlich exklusiver Club. Wenn man da nicht hineingeboren wurde oder gute Freunde hat, schafft man es nicht, beschwerte sich mein Gesprächspartner weiter. Das kann ich natürlich nicht beurteilen. Seine Filmideen wolle auf jeden Fall niemand kaufen.

Worüber er denn schreibe, fragte ich interessiert. Ach naja, das würde ich wahrscheinlich sowieso nicht glauben, erwiderte der alte Herr. Er schreibe über seine Jugend und ganz besonders über seinen Nachbarn. Als er aufgewachsen ist, da oben hinter dieser Bergkette, an deren Fuße wir uns gerade befanden, wohnte er neben keinem Geringeren als Adolf Hitler. Oh man, den Witz hat er aber gut aufgebaut. Er solle Comedien werden und kein Autor, erklärte ich ihm. Doch der alte Herr meinte es ernst. “Jaja, ich bin daran gewöhnt, dass man über mich lacht. Das machen sie alle.”, erklärte er mir. Jetzt erst verstand ich, dass er es wirklich ernst meinte. 4 oder 5 Mal verließ er seinen einarmigen Banditen, um mir neue Details zu nennen, die ihm nach und nach wieder einfielen. Ernst nehmen konnte ich ihn trotzdem nicht. Es weiß doch schließlich jeder, dass Hitler bis 1964 Schichtleiter im argentinischen VW-Werk war.

Bärencouch und dunkle Magie

Wieder in Kalifornien angekommen ging es geradewegs Richtung Yosemite National Park. Als ich unweit des Städtchens “Walker” mein Nachtlager aufschlug und Essen kochte, schlich sich ein unerwünschter Besucher heran. Der Schwarzbär ließ sich zum Glück problemlos vertreiben, mein Essen sicherte ich an diesem Abend dann aber doch besonders gut. Meinen “Ursack” schnürte ich dabei fest um einen Baum, etwa 50 Meter von meinem Zelt entfernt in Windrichtung. Letzteres Detail ist besonders wichtig, damit der Bär, wenn er denn das Essen riecht, nicht durch mein Camp, sondern idealerweise von der anderen Seite darauf zu läuft. Am nächsten Morgen ließen sich deutliche Spuren am bärenfesten Essenssack feststellen. Allerdings hat er problemlos gehalten. In vielen Nationalparks sind die Säcke nicht mehr zugelassen, weil Bären mit dem Proviant der Wanderer verschwinden. Das liegt aber wahrscheinlich eher daran, dass die Leute zu doof sind, den Bärenbeutel richtig zu befestigen.

Am nächsten Morgen machte ich mich auf nach Mono Lake. Dieser ist ein Salzsee, der hier vor etwas über einer Millionen Jahren entstanden ist liegt am Fuße der Sierra Nevada. Für Geologen ist diese Gegend so interessant, dass sie statt Viagra auch gerne zu einer Broschüre über das Mono Basin greifen. Mit einem Salzgehalt, der 2,4 mal so hoch ist wie der des pazifischen Ozeans, kann man sich darin ähnlich gut treiben lassen wie im toten Meer.

Blick auf Mono Lake

Auch für viele Vogelarten ist er überlebenswichtig. Ein Beispiel hierfür ist der Phalarope, den ich besonders sympathisch finde, weil er am Mono Lake haltmacht, um Kraft für seine weitere Reise nach Argentinien zu tanken. Auch ich machte hier eine Pause, bei meiner Warm Showers Gastgeberin Rose. Sie arbeitet für das “Mono Lake Committee”, einer NGO, die sich hier gegründet hat, um den bekannten Salzsee vor dem Austrocknen zu bewahren. Dessen Wasserlevel ist in den letzten Jahren nämlich dramatisch gesunken. Der Hauptgrund dafür ist nicht etwa der Klimawandel, sondern Los Angeles. So viele Menschen wie dort sollten mit Sicherheit nirgends auf einem Haufen leben, aber vor allem nicht in einer Region, wo es nicht genug Wasser gibt, um ihr Überleben zu sichern. Also wurde im Jahr 1941 damit begonnen, die mehrere 100 Kilometer weit entfernten Zuflüsse von Mono Lake anzuzapfen. Dadurch, dass diese etwa 2000 Meter höher liegen, als das kalifornische Moloch, war nicht einmal viel Energie notwendig, um das Wasser über diese Strecke zu befördern. Dadurch hat der See etwa die Hälfte seines Volumens verloren und diverse Arten waren vor dem Aussterben bedroht.

Statt eine Geurilla Gruppe zu formen und das Aquädukt in die Luft zu sprengen, was meine favorisierte Variante gewesen wäre, gründete sich das “Mono Lake Committee” und verklagte die Stadt LA. Diese darf jetzt nicht mehr so viel Wasser entnehmen und muss dafür Sorge tragen, dass das Wasserlevel wieder steigt, bis der See “gesund” ist.

Rose lebt nicht nur für sondern auch direkt an jenem See. Sie hat nur eine sehr kleine Hütte und bietet daher Radfahrern nur eine Dusche und eine Übernachtungsmöglichkeit im Garten an. Nachdem wir uns den ganzen Abend sehr gut unterhalten hatten, schlief ich einfach auf der Gartencouch, anstatt mein Zelt aufzuschlagen. Als ich grad am Einschlafen war, hörte ich auf einmal kräftige Schritte, die sich mir näherten. Ich lunschte also etwas über die Lehne und schrie vor Schreck auf, als ein mächtiger Schwarzbär etwa zwei Meter von mir entfernt durch den Garten spazierte. Dieser lief zwar gleich weg, ich schlief dann aber doch lieber auf dem Futon im Wohnzimmer. Die weitere Geschichte will ich hier nicht zu weit ausdehnen. Ihr sollt ja schließlich auch noch das Buch kaufen. Aber ich schaffte es, in den nächsten Tagen von der Außen- auf die Innencouch und schließlich bis ins Schlafzimmer.

Hier hat sogar der Mond seinen Regenbogen.

Als ich meine Reise dann in den Yosemite National Park fortsetzte und ganz nebenbei den höchsten Pass Kaliforniens (über 3000 Meter) bezwang, kam Rose mich immer wieder besuchen und wir radelten gemeinsam durch diesen wunderschönen Nationalpark. Komischerweise begann mein Fahrrad jetzt auseinanderzufallen. Meine Taschen fielen während der Fahrt vom Gepäckträger, mein Hinterreifen löste sich auf und meine Felge begann zu reißen. Vielleicht hat sie irgendwelche magischen Kräfte, um diese Dinge passieren zu lassen, ich weiß es nicht. Aber es funktionierte. Ich stellte fest, dass ich eigentlich noch genug Zeit auf meinem Visum hatte und kam nochmal für ein paar Tage mit zu ihr.

Zweite Chance

Nachdem mir die Küste Kaliforniens ja eigentlich nicht so zugesagt hatte, erschien sie mir trotzdem noch verlockender, als durch die sogenannte “Achselhöhle” des Bundesstaates zu eiern. Außerdem musste Rose sowieso nach San Francisco und so bot es sich an, dass sie mich in Santa Cruz absetzen konnte. Das war in dem Sinne keine Abkürzung, sondern eine ähnliche Strecke auf einer anderen Route und somit auch mit meinem Gewissen vereinbar.

Als wir uns also erneut verabschiedeten, setzte ich meine Reise entlang der Westküste fort. Die Beschaffung von Ersatzteilen gestaltete sich dabei schwieriger als gedacht. Amerikaner fahren entweder Mountainbikes oder Rennräder. Alles was dazwischen ist, gibt es nur schlecht oder in bescheidener Qualität. Und Felgen für Felgenbremsen kennt man so gut wie gar nicht mehr.


An der Küste war man so sehr um mein leibliches Wohl besorgt, dass man mich sogar mit Burritos bewarf. Nächstes mal bitte mit saurer Sahne und Guacamole.

Einen neuen Reifen konnte ich mir grad noch so besorgen, aber bis Los Angeles musste ich mit einem Riss in der Felge weiterfahren. Als ich dann eine neue Felge gefunden hatte, war diese zu breit für meine Bremsen, weshalb ich diese auch noch auf mechanische Felgenbremsen umrüsten musste. Ein teurer Spaß, aber dafür war ich sonst relativ “Low Budget” unterwegs. Wenn es “Hiker Biker Sites”, also Campingplätze für Wanderer und Radreisende, gab, wurde dort übernachtet. Das kostete etwa 5 bis 10 Dollar. Wenn dies nicht möglich war, schlief ich auch schon mal in einem Stadtpark zwischen ein paar Ratten und Obdachlosen.

Die Ausblicke reichten von Feldern und Freeways bis hin zu so einer Landschaft.

Unterwegs lernte ich übrigens auch den französischen Basken (darauf legte er auch viel Wert) Bixente kennen, der für ein Uni-Projekt durch die USA radelte. Wir verstanden uns sehr gut und radelten für ein paar Tage gemeinsam. Der Straßenverkehr war auf diesem Abschnitt, wie zu erwarten, recht intensiv. Landschaftlich war es teilweise recht langweilig und die Route verlief entlang großer Highways, oft hatte man aber auch einen wunderschönen Blick auf den pazifischen Ozean. Diesen konnte man jetzt sogar ab und zu mal sehen, anders als bei meinem Roadtrip mit Charly. Auf einer besonders hügeligen Etappe hat es mich dann fast hingerafft. Grund dafür war mein dreckiger Schlüpfer, die sich zum Lüften auf meiner hinteren Fahrradtasche befand. Diese hatte sich gelöst und in meiner Kassette verfangen. Eine von vielen Pannen, die ich in letzter Zeit hatte.

Nachdem ich dann innerhalb nur eines Tages durch ganz LA bis nach Laguna Beach geradelt bin, gönnte ich mir eine kleine Pause bei Madeleine, die die aufmerksame Leserschaft ja bereits aus diesem Post kennen sollte.

One Night in Tijuana

San Diego befindet sich direkt an der Grenze zu Mexico. Eine große Mauer trennt hier quasi zwei Welten. Ich habe nur 30 Kilometer außerhalb der Stadt übernachtet, hätte also an diesem Tag bereits die Grenze überqueren können. Allerdings hatte ich noch eine Verabredung. Rose wollte unbedingt nochmal ihren “German Loverboy” sehen, bevor dieser das Land verlässt. Nachdem wir uns nicht so richtig voneinander trennen konnten, nahm sie mich nochmal für eine Woche mit zu sich, um mich dann am letzten Tag meines Visums an der Grenze abzusetzen. Was wir in den kommenden Tagen so getrieben haben, könnt ihr auf meinem “Onlyfans-Account” nachschauen. Auf jeden Fall war es mal wieder gut, andere Muskeln als beim Radfahren zu benutzen…

und zwar zum Kajak fahren, ihr Perverslinge
und zwar zum Kajak fahren, ihr Perverslinge

Jetzt wird es etwas verwirrend und der ein oder andere von euch kommt eventuell nicht mehr ganz mit. Rose brachte mich also bis nach Tijuana, wo wir uns nun wirklich für einige Zeit voneinander verabschieden wollten. Bevor es über die Grenze ging, wurden wir noch Zeuge, wie neben uns ein Auto tankte und das Crack der Fahrerin doch gar nicht so gut bekam. Jedenfalls bemerkte sie nicht, dass beim Losfahren der Tankrüssel noch im Wagen steckte. Als es einen lauten Knall gab, stoppe der Wagen und sie schaute aus dem Fenster. Ein kurzes Schulterzucken und schon fuhr sie mitsamt neuem Accessoire einfach weiter. Dieser herrlich bizarre Moment wäre eigentlich ein schöner Abschluss aus den Vereinigten Staaten gewesen, wäre da nicht eine Reihe dummer Zufälle passiert.

Auf dem Weg nach Mexico.

Das erste Mal waren wir verwundert, als wir auf einmal in Mexico waren, ohne, dass unsere Pässe irgendwie kontrolliert worden wären. Im AirBnB angekommen, erfolgte dann eine kurze Recherche und siehe da: an genau diesem Grenzübergang will man die ganze Sache touristenfreundlich gestalten und die Region kann zum Einkaufen o. ä. für ein paar Tage ohne Visum bereist werden. Blöd nur, dass ich ja durch ganz Mexico will. Also mussten wir nochmal zurück zur Grenze um eben dieses zu bekommen. Nachdem uns ein blinder, kleinwüchsiger Polizist eine Stunde lang durch mehrere Grenzgebäude geführt hatte und wir uns mit Hängen und Würgen auf Spanisch überall durchgefragt hatten, kam es wie befürchtet: Wir mussten nochmal ausreisen, um wieder einreisen zu können und bei der Einreise aktiv nach einem Visum fragen.

Jetzt war Eile geboten. Schließlich ist mein Visum nur noch wenige Stunden gültig. Also wollte ich fix in die USA um dann nochmal nach Mexiko einzureisen und diesmal direkt bei der Einreise ein Visum zu beantragen. Dieser Umstand erschien dem US-Grenzbeamten allerdings reichlich merkwürdig bzw. hatte er wahrscheinlich auch nicht das geistige Fassungsvermögen, um unseren Erklärungen zu folgen. Deshalb wurden wir zur Befragung in ein anderes Büro zitiert. Als man dieses betrat, strotzte es nur so von dem, was man wohl “toxische Männlichkeit” nennt. Da waren dann 20 Typen mit Schnauzbart, die sich alle untereinander und auch mich mit “Boss” und “Bro” anredeten. Nachdem man mir mehrfach unterstellte, ich wolle in den USA arbeiten (Ha, ich und arbeiten.) und ich all meine Konten offenlegen musste, glaubte man mir zwar immer noch nicht, ließ mich aber einreisen. Dass ich bei meiner ersten Einreise zu geizig war, 20 USD für die elektronische Einreisegenehmigung zu zahlen und stattdessen noch mit dem alten Visum i-94 unterwegs war, führte zu reichlich Verwirrung. Dieses Modell läuft jetzt aus, aber sie würden mir nochmal eines Ausstellen. Bis Dezember muss ich das Land verlassen haben.

Ok, das wollte ich zwar eigentlich gar nicht, aber hier weiß wohl anscheinend keiner, was er tut. Eigentlich kann das Visum nämlich gar nicht verlängert werden. Aber die Jungs da in der Grenzbehörde sind wahrscheinlich ganz froh, wenn es morgens mit dem Schuhebinden alleine klappt.

Nochmal in die USA geschafft.
Im deutschen Laden in Carlsbad (CA) gut zugeschlagen, um Rose die deutsche Küche näherzubringen.

Nun ja, ich habe keine Eile nach Argentinien zu kommen und so ging es eben nochmal für eine Weile zur neuen Lebensabschnittsbevollmächtigten nach Kalifornien. Im November geht es dann voraussichtlich weiter. Und die spannendste Meldung kommt ganz zum Schluss … ab Mitte nächsten Jahres reisen wir dann zu zweit weiter.

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