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Masuren: „At the end of the storm…

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… There’s a goden sky, And the sweet silver song of the lark.“, heißt es in der bekannten Fußballhymne „You’ll never walk alone“. Dieses Prinzip lässt sich aber durchaus verallgemeinern. So wurde es also auch pünktlich zu meiner geplanten Weiterfahrt in Richtung Masuren wieder etwas freundlicher.

Kurze Nacht

Trotzdem mir ein Einheimischer am Abend vor meiner Abreise noch bis früh um 2 Uhr die schönsten, urigsten und verstecktesten Kneipen der Stadt zeigte, kam ich doch erstaunlich zeitig aus dem Bett. Grund dafür waren zwei ukrainische LKW-Fahrer in meinem Zimmer. Diese waren zwar sehr nett, aber auch sehr krank. Das hatte zur Folge, dass sie regelrecht um die Wette keuchten und röchelten, was selbst für einen sehr tief schlafenden Menschen wie mich eine kurze Nacht bedeutete. Ich wünsche denen ja alles Gute, aber das klang wahrlich nicht nach ewigem Leben.

Nachdem ich gepackt, mich mit Proviant versorgt und anschließend noch den letzten Blog-Eintrag veröffentlicht hatte, war es aber trotzdem schon um 11. Nichts wie los!

Es geht voran!

Die kleine Pause hatte meinem Körper wirklich gut getan. So radelte ich an diesem Tag noch satte 120 Kilometer über größtenteils sehr gut ausgebaute, aber wenig befahrene Straßen. Inmitten eines kleinen Waldes schlug ich dann mein Quartier für diese Nacht auf. Dort hatte ich, wie fast überall in Polen, bestes 4G-Netz. In einer so ländlichen Gegend Deutschlands hätte ich wahrscheinlich ein Satelliten-Modem aufbauen müssen, um überhaupt telefonieren zu können. Also surfte ich durch die verschiedenen Sport-Apps und stellte fest, dass am nächsten Tag ein Fußballspiel in Olsztyn stattfinden sollte.

Ein hart erkämpftes Spiel

Die Spielstätte war allerdings 135 km von mir entfernt. „Das wird sportlich“, dachte ich mir. Aber nach zwei Wochen ohne Stadionbesuch machte sich in mir eine gewisse Nervosität breit. Also entschied ich mich, mir zum ersten Mal seit dem Beginn meiner Reise einen Wecker zu stellen. Um 6 Uhr riss mich dieser aus dem Träumen. Das Spiel begann zwar erst in etwa 14 Stunden, allerdings wollte ich etwas eher in Olsztyn sein, um eventuell noch ein Stück der Begegnung meines geliebten FC Energie Cottbus im Live-Stream verfolgen zu können.

Die ersten 70 Kilometer waren auch wirklich verheißungsvoll. Ich kam voran! Sogar das mittlerweile eher verwaiste, große Zahnrad des vorderen Kettenkranzes kam des Öfteren zum Einsatz. Die Straßen waren, wie schon am Vortag, makellos. Ich hatte auch Hoffnung, das es so weitergeht. Schließlich folgte meine heutige Route zu großen Teilen ein paar kleineren Radwegen. Allerdings wurden diese umso schlechter, je näher ich Olsztyn kam. Da war er wieder, der 10cm tiefe Sand. Wer denkt sich denn bitte so etwas aus und bezeichnet das als Radweg? Heute war es wirklich extrem. Ich wuchtete mein Rad über alle möglichen Bodenbeläge, fuhr durch Baustellen, die glücklicherweise am Wochenende nicht besetzt waren, und schob mein Gefährt auf manchen Strecken mehr, als es mich voran brachte.

Teilweise war ich so wütend auf die Planer dieses „Radweges“, dass ich große Feldsteine gegen Bäume schmetterte, Gespräche mit meiner Navi-App führte und jedem am Straßenrand aufgestellten Kreuz einen Gruß an den Herren der Unterwelt entgegen brachte.

Völlig fertig kam ich gegen 18:30 Uhr in Olsztyn an. Dort hatte ich mir ein Appartement im 10. Stock nahe des Stadions gemietet. Das Rad nahm ich selbstverständlich mit „auf Bude“. Das gefiel der Nachbarin nicht so, war mir aber egal.

Zum Spiel (wie auch zu allen anderen Spielen) selbst schreibe ich später etwas, wahrscheinlich in gedruckter Form.

Auszeit in Masuren

Am nächsten Tag radelte ich ganz entspannt nach Krutyń. Dort suchte ich mir einen Zeltplatz, da ich am darauffolgenden Tag paddeln gehen wollte. Neben meinem Zelt befand sich lediglich ein anderes auf dem Gelände. Dieses gehörte Michael, der auch grade eine ähnliche Route Richtung Nordkap mit dem Fahrrad fährt. Verrückt! Da triffst`e den ersten Radreisenden auf deiner Tour und dann will der, bis auf Weißrussland, alle Länder bereisen, die du auch auf dem Schirm hast. Wir hatten am Abend und dem Morgen darauf ein paar sehr nette Gespräche über die verschiedensten Themen. Vor allem konnte ich mir von ihm auch einige wertvolle Tipps für meine Reise abholen, ist er mir bei dem Thema „Radreisen“ doch schon etwa 30 Jahre voraus. Liebe Grüße an dieser Stelle!

Am nächsten Tag gönnte ich meinem Hintern mal wieder eine Pause, obwohl sich dieser mittlerweile wirklich gut an den Sattel gewöhnt hat. Aus dem „Pedalling“ sollte also wie gesagt ein „Paddelling Peasant“ werden. Zumindest für einen Tag.

Für 45 Złoty gab es dann auch das Boot sowie den Transport zum See „Jezioro Mokre“, von dem aus ich die 14 Kilometer zurück nach Krutyń paddelte. Veranschlagt waren dafür ca. 4,5 Stunden. Diese Zeit unterbot ich jedoch selbst mit einer üppigen Mittagspause und mehreren Sportzigaretten. Die an mir vorbei paddelnden Leute grinsten sich übrigens ordentlich einen ab.

Diese Paddeltour kann ich jedem empfehlen. Wenn ich mehr Zeit hätte, dann wäre ich hier ganz sicher auch noch ein paar Tage länger auf meinem kleinen Boot umher getrieben, aber Weißrussland sitzt mir schon im Nacken und ein paar andere Gegenden in Masuren wollten schließlich auch noch entdeckt werden.

Zuerst ging es nach Mikołajk, um ein paar Besorgungen zu machen. Hier habe ich mir eine Angel gekauft, denn das Essen wird ja in den nächsten Ländern nicht unbedingt billiger. Danach hieß es aber „nichts wie weg da!“. Das war mir alles zu nobel hier.

Mein Nachtlager schlug ich auf dem Zeltplatz „Camping Flosek“, nahe des Śniardwy Sees – dem größte See Polens – auf. Da sich das Wildzelten in der Masuren-Region eher schwierig gestaltete, suchte ich mir meist solche kleinen Zeltplätze. Für 3-4 Euro die Nacht hat man hier meist einen kleinen Strand, Feuerstellen und ein Plumpsklo. Diesen Luxus gönne ich mir gern!

Und jetzt.. ?

Momentan bin ich in Białystok. Hier muss ich mir morgen (heute haben die Polen Nationalfeiertag) neue Pedale besorgen, da das in Bydgoszcz reparierte Exemplar leider endgültig seinen Geist aufgegeben hat. Außerdem möchte ich hier noch ein bis zwei kleine Reparaturen an Rad und Ausrüstung vornehmen, bevor es nach Weißrussland geht. Dort kenne ich die Versorgungslage zwar nicht, bezweifle aber, dass sie unbedingt besser ist als hier.

Untergekommen in ich übrigens in einem Studentenwohnheim. Diese vermieten in Polen auch manchmal Zimmer über OTA’s wie z. B. „booking.com“. Wenn man jedoch direkt an die Rezeption geht, zahlt man manchmal nur die Hälfte.

Hier war es auch mal wieder Zeit, meine Wäsche zu waschen. Da ich davon auch nicht mehr verstehe, als die polnischen Radwegplaner von ihrem Handwerk, musste ein Anruf bei meiner Freundin herhalten. Nachdem diese Opfer mehrerer Lachkrämpfe wurde, führte sie mich zielsicher per Ferndiagnose durch das Menü.

Mittlerweile habe ich übrigens auch die 1000-Kilometer-Marke geknackt, welche natürlich auch mit ein, zwei „Piwo“ gefeiert wurde.

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